18.11.2015
Im Rahmen der Herbsttagung der Historischen Kommission für Westfalen Ende Oktober 2015 in Lippstadt konnte ein neuer Band unserer Schriftenreihe der Öffentlichkeit vorgestellt werden: Das Buch trägt den Titel „Westfälische Geschichtsbaumeister“ und dokumentiert die Beiträge der Herbsttagung 2013 in Herne.
Alle zwei Jahre widmet sich die Historische Kommission für Westfalen im Rahmen ihrer Herbsttagung Grundsatzfragen der westfälischen Geschichte. Im Mittelpunkt der Veranstaltung im Oktober 2013 in Herne stand die Geschichte der Geschichtsschreibung. Dazu sind in den vergangenen Jahren zahlreiche allgemeine Beiträge erschienen, deren Ergebnisse sich jedoch nicht ohne Weiteres auf die Entwicklung in Westfalen übertragen lassen. Die Tagung versuchte deshalb, die westfälischen „Geschichtsbaumeister“ aus den verschiedensten Perspektiven in den Blick zu nehmen.
Die Beiträge der ersten Sektion widmeten sich den Gesamtdarstellungen der westfälischen Geschichte – insbesondere den Arbeiten von Friedrich Philippi, dem Raumwerk und den Nachkriegsdarstellungen von Hermann Rothert, Gustav Engel und Albert K. Hömberg. Die zweite Sektion behandelte die Stadt- und Landesgeschichte, dargestellt an Beispielen aus Recklinghausen, aus Lippe und aus dem Oldenburger Münsterland. Die dritte Sektion brachte Vorträge zu den Vereinen und Kirchen, insbesondere zu den beiden westfälischen Altertumsvereinen und zu den Forschungsbeiträgen der evangelischen und katholischen Kirche. Die abschließende Sektion beschäftigte sich mit der Kunstgeschichte, der Wirtschaftsgeschichte und der Archäologie – mit Darstellungen über die vermeintlich eigenständige westfälische Kunstgeschichte, die Erforschung der Sozialgeschichte des Ruhrgebietes und dem Einfluss der Varus-Schlacht auf die westfälische Geschichtsschreibung.
Die Beiträge des Bandes:
– Werner Freitag und Wilfried Reininghaus: Zur Einführung (S. 7–14)
– Thomas Vogtherr: Die Rolle der Landesgeschichte für die Entstehung eines modernen Landesbewusstseins. Überlegungen am Beispiel des Bundeslandes Niedersachsen (S. 15–28)
– Wilfried Reininghaus: „Nach langem Zögern und mit schwerem Bedenken“. Die „Geschichte Westfalens“ von Friedrich Philippi (1926) als Summe eines Historikerlebens (S. 29–44)
– Thomas Küster: Die Vermessung Westfalens. Konzeptionen geschichtlicher Landeskunde auf den Raumwerktagungen 1950 bis 1970 (S. 45–68)
– Werner Freitag: Ein Neuanfang? Gesamtdarstellungen zur westfälischen Geschichte der 1950er- und 1960er-Jahre (S. 69–86)
– Matthias Kordes: Heinrich Pennings und das Vest Recklinghausen. Kommunale Historiographie zwischen Heimatschutzbewegung und Geschichtswissenschaft (S. 87–105)
– Heide Barmeyer: Lippe in der Geschichtsschreibung des 19. und 20. Jahrhunderts (S. 107–124)
– Hermann Niebuhr: Lippische Geschichtsschreibung im 20. Jahrhundert. Anmerkungen zu ausgewählten Publikationsorganen und Publikationen (S. 125–137)
– Alwin Hanschmidt: Westfalen aus dem Blick? Zur Geschichtsschreibung über das Niederstift Münster im 19. Jahrhundert (S. 139–163)
– Mechthild Black-Veldtrup: Westfalen im Spiegel seiner Vereine und ihrer Publikationen im 19. Jahrhundert (S. 165–189)
– Harm Klueting: Historiker in Soutane oder Ordenshabit. Der Beitrag katholischer Kleriker zur westfälischen Historiographie (S. 191–211)
– Christian Peters: Kirchengeschichtsschreibung der evangelischen Kirche: Heinrich Friedrich Jacobson, Hugo Rothert und Ewald Dresbach (S. 213–234)
– Klaus Niehr: „… gesteigerte Neigung zur Selbstständigkeit“. Konstruktionen westfälischer Kunstgeschichte und ihre zeittypischen Ausprägungen 1853 bis 2013 (S. 235–273)
– Karl Ditt: Die Gesellschaft des Ruhrgebiets in der Historiographie des 20. Jahrhunderts (S. 275–310)
– Gabriele Isenberg: Die Schlacht am Teutoburger Wald. Baustein für ein Westfalen-Bewusstsein? (S. 311–320)
Bibliographische Angaben:
Westfälische Geschichtsbaumeister. Landesgeschichtsforschung und Landesgeschichtsschreibung im 19. und 20. Jahrhundert. Beiträge der Tagung am 10. und 11. Oktober 2013 in Herne. Hrsg. von Werner Freitag und Wilfried Reininghaus, Münster 2015, 335 Seiten, Festeinband, Abbildungen (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen, Neue Folge 21). Aschendorff, ISBN 978-3-402-15118-1, Preis 39,00 Euro