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Neues aus der Hiko (076): Online-Tagung "Mythos als Aufgabe?"

7. Mai 2021

Die schon mehrmals verschobene Tagung "Mythos als Aufgabe? Geschichtsschreibung am Niederrhein und in Westfalen im späten Mittelalter und in der Frühen Neuzeit" wird am 17. und 18. Juni 2021 als Online-Veranstaltung durchgeführt.

Die Geschichtsschreibung des Mittelalters und der Frühen Neuzeit kennt noch keine klare Unterscheidung zwischen belegbaren Ereignissen und mythologischen Überhöhungen. Fantastisch klingende Erzählungen werden ganz selbstverständlich verbreitet und können die Legitimation von Herrschaftsansprüchen untermauern. Ein für das Rheinland bekanntes Beispiel ist der Mythos vom Schwanenritter, von dem die Grafen und Herzöge von Kleve glauben, ihre vornehme Abkunft herleiten zu können; prominent überliefert in der klevischen Chronik des Gert van der Schüren. Ähnlich fantastisch ist der wohl auf Levold von Northof zurückgehende Ursprung des märkischen Hauses in Rom – zwei Brüder seien von dort kommend mit dem Kaiser nordwärts gezogen und hätten mit der Burg Altena die erste Burg der Familie diesseits der Alpen errichtet. Beiden Ursprungsmythen gemeinsam ist die Bedeutung des Herkommens für die Konstruktion familiärer Identität. Diese Form des „Gedächtnisses“ ist aber nicht nur wichtig für die Legitimation von Gruppen, sondern auch für die Entwicklung von Handlungsmaximen für die Zukunft. Die Tagung soll der Mythenbildung vom Spätmittelalter bis in die Frühe Neuzeit in verschiedenen Kontexten und unter verschiedenen Fragestellungen nachgehen. Dabei werden verschiedene niederrheinische und westfälische Mythen beleuchtet.

Die Tagung wird organisiert von Prof. Dr. Ralf-Peter Fuchs (Duisburg-Essen), Dr. Jens Lieven (Bochum) und Dr. Stefan Pätzold (Mülheim an der Ruhr). Ausgerichtet wird die Tagung vom Institut für niederrheinische Kulturgeschichte und Regionalentwicklung (InKuR) an der Universität Duisburg-Essen, der Historische Kommission für Westfalen, dem Landschaftsverband Rheinland, der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde, dem Stadtarchiv/Haus der Essener Geschichte, der Niederrhein Akademie/Academie Nederrijn (NAAN). Unterstützt wird die Tagung von der Heresbach-Stiftung der Stadt Kalkar.

Den Ablauf der Tagung entnehmen Sie bitte dem Programm, verfügbar unter: https://www.lwl.org/hiko-download/Mythos_als_Aufgabe_Tagungsprogramm_006.pdf

Einwahlhinweise erhalten Sie nach erfolgter Anmeldung unter: inkur@uni-due.de

Ihr Ansprechpartner vor und während der Tagung ist Dr. Gregor Weiermüller (Tel. 0201 / 183-2553)

Tagungsprogramm für Donnerstag, 17. Juni 2021 (ab 14.00 Uhr)
• Dr. Jens Lieven (Bochum): Mythen in der Historiographie am Niederrhein und in Westfalen – eine Tour d‘ Horizon
• Dr. Stefan Pätzold (Mülheim a. d. Ruhr): Levolds Märker-Mythos. Erinnerungselemente und Konstruktions-kosmos der „Chronica comitum de Marka“ des Levold von Northof
• Prof. Dr. Johan Oosterman (Nijmegen): Krise und Legitimation. Die Chronik der Herren von Bergh und der Anfang der geldrischen Historiographie
• Prof. Dr. Heinz Eickmans (Duisburg-Essen): Gert van der Schuren und seine Chronik von Kleve und Mark
• Prof. Dr. Hans-Werner Goetz (Hamburg): Regino von Prüm und der Umgang der Geschichtsschreibung mit Zeit und Vergangenheit im frühen Mittelalter (längerer Abendvortrag ab 19.30 Uhr)

Tagungsprogramm für Freitag, 18. Juni 2021
• Prof. Dr. Andreas Rüther (Bielefeld): Legendenbildung zu den Ursprüngen klösterlicher Gemeinschaften. Die Aufzeichnungen des Johannes Probus aus dem Kloster Böddeken (1409–1457)
• Prof. Dr. Hiram Kümper (Mannheim): Landesgeschichte in Wendezeiten. Mathias Baux und seine Chronik von Geldern
• Thorsten Fischer M. A. (Duisburg-Essen): Die Duisburger Chronistik der Frühen Neuzeit – zwischen reichs-städtischem Selbstverständnis, landesherrlicher Realität und regionalen Horizonten
• Georg Mölich M. A. (Bonn): Rombezüge als Kölner Gründungsmythen – eine Annäherung
• Dr. Anne-Katrin Kunde (Berlin): Das Stammbuch der Grafen und Herzöge v. Kleve, Grafen von der Mark (17. Jahrhundert)
• Prof. Dr. Ralf-Peter Fuchs (Duisburg-Essen): „Non ex fabulis et lacunis mythologicis sed veris manuscriptis authenticis ...”. Werner Teschenmacher als niederrheinisch-westfälischer Regions-, Hof- und Reformationshistoriker (anschließend Diskussion und Pause)
• Dr. Olav Heinemann (Duisburg-Essen): Die Produktion von Herkunft. Die Wettiner als Nachfahren Herzog Widukinds im 16. Jahrhundert
• Prof. Dr. Frank Pohle (Aachen): Karl der Große als Mythos bei Heinrich Thenen

 

Gegen 17 Uhr Ende der Tagung.