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Neues aus der HiKo (093): Tagung zu Karl dem Großen und der Irminsul in Marsberg

08. August 2022

Die Historische Kommission für Westfalen, der Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens (Abteilung Paderborn) und die Stadt Marsberg laden ein zur Tagung: „772 – Karl der Große, Marsberg und die Irminsul“ am 16. und 17. September 2022 im Kloster Bredelar in Marsberg (Ortsteil Bredelar). Die Veranstaltung ist öffentlich, es wird keine Tagungsgebühr erhoben. Erforderlich für die Teilnahme ist eine Anmeldung bis zum 9. September 2022, die formlos per Mail an hiko@lwl.org erfolgen sollte.

Die Ereignisse in der Region des heutigen Marsberg vor 1250 Jahren waren ein folgenreicher Wendepunkt der deutschen Geschichte. Nach den Berichten der fränkischen Annalisten eroberte Karl der Große 772 nicht nur die Eresburg, die im heutigen Obermarsberg verortet wird – er ließ an einem nicht genau bekannten Platz in der Nähe auch eine Holzsäule fällen, die von den Sachsen verehrt wurde und die nach den fränkischen Berichten den Namen „Irminsul” trug. Beide Ereignisse waren folgenreich. Mit der Eroberung der strategisch wichtigen Burg beanspruchte Karl die Herrschaft über die Region, die wegen ihres Bergbaus eine überregionale Bedeutung hatte. Mit der Fällung der Irminsul zerstörte er ein religiöses Symbol und hob damit auch einen zentralen Versammlungsort der Sachsen auf. Er entwürdigte und demütigte die Stammesreligion damit ebenso wie die bestehende Gesellschaftsordnung. Beide Ereignisse konnten die Sachsen nicht auf sich beruhen lassen. Das Jahr 772 wurde damit zum Beginn eines rund dreißigjährigen Krieges, der als „Sachsenkrieg“ bekannt wurde.

Für eine Beschäftigung mit dem Thema sprechen zahlreiche neue Forschungsansätze. Die Archäologinnen und Archäologen haben sich intensiv mit Sachsen und Franken beschäftigt. Das traditionelle Bild von zwei aufeinanderprallenden, unterschiedlich entwickelten Völkern und Kulturen ist dabei in vieler Hinsicht in Frage gestellt worden. Das Jubiläum bietet die Gelegenheit, übergreifende neue Ansätze mit der Ortsgeschichte zu verbinden. Auch die Rezeptionsgeschichte der Irminsul gilt es erneut in den Blick zu nehmen. Seit dem 16. Jahrhundert sind der Standort und das Aussehen des Heiligtums immer wieder Gegenstand verschiedenster Spekulationen und Überlegungen gewesen. Verlässliche Darstellungen der Irminsul fehlen – gleichwohl wird eine mehr als spekulative Fassung seit den 1920er-Jahren in rechtsradikalen, völkischen, esoterischen und neuheidnischen Kreisen gern genutzt. In Abgrenzung dazu ist eine historisch-kritische Darstellung dringend angezeigt.

Die Tagung beginnt am Freitag, 16. September 2022 um 13.30 Uhr mit einem Begrüßungskaffee. Nach der Begrüßung durch die Kommissionsvorsitzende Prof. Dr. Mechthild Black-Veldtrup und Bürgermeister Thomas Schröder folgen die Vorträge von Prof. Dr. Matthias Becher („Die fränkischen Reichsannalen als Quelle“) und Dr. Sven Spiong („Aktuelle archäologische Forschungen zum Frühmittelalter in Ostwestfalen“), nach einer Kaffeepause die Beiträge von Eva Cichy („Siedlungslandschaft und Montangewerbe im Raum Marsberg im Frühmittelalter“) und Dr. Christof Spannhoff („Die Eresburg als ‚Pfalz‘ Karls des Großen“). Nach einer Pause folgt um 20 Uhr der Abendvortrag von Dr. Birgit Meineke („Die Irminsul und andere sächsische Heiligtümer in karolingischen und ottonischen Schriftquellen“).

Der zweite Tag der Tagung (Samstag, 17. September 2022) beginnt um 9 Uhr mit einem Vortrag von Roland Linde und Karl Banghard („Der Standort der Irminsul“), gefolgt von einem Beitrag von Michael Zelle („Die umgeknickte Palme des Kreuzabnahmereliefs“). Nach einer Kaffeepause folgen Stefanie Haupt und Julia Schafmeister („Wilhelm Teudts Deutung des Kreuzabnahmereliefs an den Externsteinen als Beispiel völkischer Irminsul-Rezeption“) sowie Dr. Burkhard Beyer („Die Irminsul als Symbol von rechtsextremen, esoterischen und neuheidnischen Bewegungen“). Um 12.30 Uhr beginnt eine Schlussdiskussion zur Frage, wie Marsberg künftig mit dem Symbol der „Irminsul” umgehen soll. Um 15 Uhr folgt eine Führung von Heiner Duppelfeld durch Obermarsberg, die Tagung endet gegen 17 Uhr.

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