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NF 57: Akzisestädte im preußischen Westfalen

Akzisestädte im preußischen Westfalen. Die Stadtrechtsverleihungen von 1719 und die Steuerpolitik König Friedrich Wilhelms I. Beiträge der Tagung am 23. März 2019 in Bielefeld, hg. von Johannes ALTENBEREND und Burkhard BEYER, Bielefeld 2020, 360 Seiten, Festeinband (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen, Neue Folge 57; 22. Sonderveröffentlichung des Historischen Vereins für die Grafschaft Ravensberg). Verlag für Regionalgeschichte, ISBN 978-3-7395-1222-8, Preis: 29,00 EUR

Im Jahr 2019 wurde in acht Orten der ehemaligen Grafschaft Ravensberg gemeinsam gefeiert: 300 Jahre zuvor hatte der preußische König Friedrich Wilhelm I. Borgholzhausen, Bünde, Enger, Halle, (Preußisch) Oldendorf, Versmold, Vlotho und Werther das Stadtrecht verliehen. Anlass für diesen großzügig erscheinenden Verwaltungsakt von 1719 war allerdings weniger die Förderung der Orte, sondern vor allem die Steuerpolitik des preußischen Staates. Dieser führte in den neuen Städten (und in den alten Städten Bielefeld und Herford) die Erhebung der „Akzise“ ein, eine Steuer vor allem auf Verbrauchsgüter.

2019 haben die acht Städte gemeinsam an die Stadtrechtsverleihung erinnert. Dazu gehörte auch eine wissenschaftliche Tagung, die vom Historischen Verein für die Grafschaft Ravensberg und der Historischen Kommission für Westfalen am 23. März 2019 im Bielefelder Stadtarchiv abgehalten wurde. Die Vorträge dieser Tagung bilden die Grundlage für den vorliegenden Band, der um weitere Beiträge ergänzt wurde. Besonderes Augenmerk gilt den kurz- und langfristigen Auswirkungen der Stadtrechtsverleihungen, die Ergebnisse für die acht Orte fallen dabei durchaus unterschiedlich aus. Den Darstellungen der Orte vorangestellt sind eine Reihe grundlegender Beiträge – über die Geschichte Ravensbergs in brandenburgisch-preußischer Zeit, über die Grundzüge der Akzise-Politik, die Folgen der Steuer für das ländliche Gewerbe und für die in Ravensberg lebenden Juden. Als Vergleich werden auch die Verhältnisse in Kleve-Mark und in der Grafschaft Tecklenburg betrachtet.

Der neue Band aus der Reihe "Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen" wurde am 3. September 2020 in Versmold, Bielefeld und Enger der Presse vorgestellt.

Beiträge des Bandes:
– Ulrich ANDERMANN: Grußwort (S. 9–10)
– Mechthild BLACK-VELDTRUP: Anmerkungen zur Quellenlage (S. 11–13)
– Werner FREITAG: Vergessene Zeiten? Das brandenburgisch-preußische Minden-Ravensberg im 17. und 18. Jahrhundert (S. 17–27)
– Sebastian SCHRÖDER: Die preußischen Akzise- und Städtereformen in der Grafschaft Ravensberg zu Beginn des 18. Jahrhunderts (S. 29–48)
– Sebastian SCHRÖDER: Das „Stadterhebungsedikt“ vom 17. April 1719 und der Akzisetarif vom 9. Mai 1719. Kommentar und Edition (S. 49–102)
– Wilfried REININGHAUS: Die Akzisestädte und ihr Umland im Spiegel der „Historischen Tabellen“ des Jahres 1804 (S. 103–116)
– Bärbel SUNDERBRINK: Juden in den neuen Landstädten von Ravensberg (S. 117–126)
– Stefan GORISSEN: Preußischer Fiskalismus oder Kampf gegen kleinstädtische Korruption? Die preußische Akzise- und Städtepolitik in Kleve-Mark unter Friedrich Wilhelm I. (S. 127–149)
– Christof SPANNHOFF: Schnaps oder Stadtrechte? Die Einführung der preußischen Akzise in der Grafschaft Tecklenburg in den 1720er-Jahren (S. 151–176)
– Jochen RATH: „… eine merkliche Veränderung …“ – Ratsneuordnung und Akziseeinführung in Bielefeld 1719 (S. 179–208)
– Katja KOSUBEK: „Es triumphierte der kalte Rechengeist“. Halle zahlte einen hohen Preis für die Stadtrechte (S. 209–218)
– Rolf WESTHEIDER: Ein Muster-Städtchen im Linnen-Ländchen? Versmolds Entwicklung nach der Stadtrechtsverleihung von 1719 (S. 219–235)
– Sebastian SCHRÖDER: „Zu des Landes Flohr“. Borgholzhausen als „Akzisestadt“ in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts (S. 237–255)
– Sebastian SCHRÖDER: Schon zu Widukinds Zeiten eine „uhralte“ Stadt. Enger und die preußische Akzise in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts (S. 257–294)
– Norbert SAHRHAGE: „… ohne fernern Verzug einführen zu laßen“. Die Erhebung Bündes zur Akzisestadt am 20. Oktober 1719 und die städtische Entwicklung im 18. und 19. Jahrhundert (S: 295–312)
– Sebastian SCHRÖDER und Inge WIENECKE: Ein Ort an der Weser wird „Akzisestadt“. Vlothos städtische Entwicklung seit dem 18. Jahrhundert (S. 313–341)

Rezensionen:
–  Ravensberger Blätter 2 (2020), S. 55–58 (Joachim Wibbing)
– Westfälische Forschungen 71 (2021), S. 560–562 (Pauline Puppel)
– Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte 139 (2022), S. 343–346 (Steffen Bulk)

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