NF 90: Recht, Richter und Gerichte in Ravensberg
Recht, Richter und Gerichte in Ravensberg. Rechtsgeschichte einer Grafschaft. Verfasst von Ulrich Andermann. Münster 2024, 400 Seiten (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen, Neue Folge, Band 90 & 30. Sonderveröffentlichung des Historischen Vereins für die Grafschaft Ravensberg e. V.). Aschendorff, ISBN: 978-3-402-15152-5, Preis: 39,00 EUR.
Mit der vorliegenden Rechtsgeschichte der Grafschaft Ravensberg wird ein Zeitraum von rund 1000 Jahren – von den ersten Vogteigerichten noch vor Entstehung der Grafschaft bis zum Ende der Franzosenzeit 1813 – systematisch untersucht. Dabei werden das Stift und die Stadt Herford von Beginn an in die Untersuchung mit einbezogen. Da sowohl im Mittelalter als auch in der Frühen Neuzeit Justiz und Verwaltung eng miteinander verflochten waren, bietet die Darstellung – über Recht und Verfassung hinaus – auch einen wichtigen Einblick in die Verwaltungsgeschichte und in die Ämterverfassung der Grafschaft. Im Mittelpunkt stehen dabei die Ursprünge und Zuständigkeiten der jeweiligen Gerichte sowie ihr Personal. Hinsichtlich der Prozessform erwies sich die Rezeption des römischen Rechts als Zäsur, ebenso wie später das Eindringen des französischen Rechts nach dem Ende des Alten Reiches. Stets gegenübergestellt werden die ländliche und die städtische Rechtswelt, neben der weltlichen wird immer auch die geistliche Gerichtsbarkeit mit in den Blick genommen. Einige Sachverhalte, wie etwa die Holzgerichtsbarkeit oder die Hexenprozesse, werden für Ravensberg erstmals untersucht, während zu anderen Themen bislang geltende Sichtweisen revidiert werden. Das gilt auch für die Frage, inwieweit das seit 1346 als „Nebenland“ geltende Ravensberg in den verschiedenen „Mehrfachherrschaften“ seine eigene Entwicklung bewahren konnte.
Prof. Dr. Ulrich Andermann, geboren 1955 in Bielefeld, studierte dort Geschichtswissenschaft und Philosophie. Schon in der Dissertation von 1988 über „Raubritter“ in Norddeutschland arbeitete er zur Rechtsgeschichte. 1988 wurde er Assistent an der Universität Osnabrück, wo er sich 1994 habilitierte. Zunächst als Hochschuldozent und ab 1998 als außerplanmäßiger Professor lehrt er seitdem Geschichte des Mittelalters. Seit 2019 ist er Vorsitzender des Historischen Vereins für die Grafschaft Ravensberg, seit 2021 Mitglied der Historischen Kommission für Westfalen.
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